Interview mit der neuen Leitung der Hochschule für Gestaltung

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 01.03.2024

Design neue Professorinnen: Karla Kniep

Constanze Fischbeck, Matthias Bruhn (Prorektoren) und Thomas Fröhlich (Kanzler) über das kommende HfG-Rektorat und die neuen Professorinnen.

INKA: Wie war der Zuspruch und der Verlauf des neu konzipierten „Tags der offenen Tür“ im Hallenbau an der HfG?
Matthias Bruhn, Constanze Fischbeck & Thomas Fröhlich: Kurz gesagt: Es hat funktioniert, als hätte es vorher kein anderes Datum gegeben. Der Dreikönigstag war im städtischen Kalender zwar gut etabliert, aber die Verschiebung in den Februar kam der Hochschule und den anderen Institutionen deutlich entgegen. Und auch wenn Besuchszahlen für eine Hochschule erst einmal weniger relevant sind, war der Zuspruch gut und erfreulich. Die HfG-Lichthöfe 3 und 4 haben eine Ausstellung gezeigt, dazu studentische Initiativen für Publikationen nebst Designmarkt. Es gab durchgehendes Kinoprogramm und eine Bar, Führungen zum ZKM-Pavillon, wo Soundinstallationen zu erleben waren. Es war insgesamt sehr schön zu sehen, wie viele HfG-StudentInnen mit den Besuchern ins Gespräch über das Studium an der HfG und über ihre Arbeiten gekommen sind.

INKA: Wie ist denn der aktuelle Stand in Sachen Rektorat und Boelen an der HfG?
HfG: Nachdem der Verwaltungsgerichtshof die Abwahl im Eilverfahren bestätigt hatte, läuft nun das sogenannte Hauptverfahren. Da aber der ursprüngliche Vertrag des Rektors nächstes Jahr sowieso ausgelaufen wäre, kann das neue Ausschreibungsverfahren für die Stelle schon jetzt auf den Weg gebracht werden, sodass wir spätestens Anfang 2026 eine neue Rektorin oder einen neuen Rektor an der HfG begrüßen können.

INKA: Bis Ende 2025 agiert die HfG dann mit einem Interimsrektorat bzw. einer Doppelspitze aus den ProfessorInnen Constanze Fischbeck und Matthias Bruhn? Wie sind denn dann die Zuständigkeiten bzw. die Aufgabenverteilung?
HfG: Das Rektorat besteht aus der Prorektorin Constanze Fischbeck, dem Prorektor Matthias Bruhn und dem Kanzler Thomas Fröhlich. Wir verstehen uns als ein kollegiales Interimsrektorat. Constanze Fischbeck wird aus ihrer Funktion als Prorektorin für Studium und Lehre heraus als Vertretung des abgewählten Rektors arbeiten. Zum Sommersemester steht eine Neuwahl von Rektoratsmitgliedern an. Wir werden diese Gelegenheit nutzen, neuberufene Mitglieder aufzunehmen und die Aufgabenbereiche passend zu definieren. Üblich sind Aufgaben wie z.B. Studium und Lehre, Forschung und Kooperationen oder Internationales.

INKA: Ist es inzwischen gelungen, die lange unter- und unbesetzten Professuren neu zu bestellen?
HfG: Ja, inzwischen sind wir immerhin wieder bei 14 Professorinnenstellen (von 21) angekommen. Die Besetzung vieler Stellen in kurzer Zeit brachte aber neben dem Berufungsmarathon auch die Chance der Neuausrichtung mit sich. Mit den Besetzungen der Professuren konnten wir auch die Fachgruppen Medienkunst und Kommunikationsdesign neu aufstellen. Die neu berufenen Professorinnen sind Diana McCarty & Filipa César (Zeitbasierte Medien & Performance), Anne Duk Hee Jordan (Kunst digitaler Medien, Ausstellung im ZKM, Eröffnung 3.5.), Marine Hugonnier (Film und fiktionale Form), Susanne Kriemann (Code & Image), Isabel Seiffert, Line-Gry Hörup und Tereza Ruller (Kommunikationsdesign), Wieki Somers (Produktdesign) und Dr. Nina Zschocke (Digitale Ästhetik). Die wissenschaftliche Lehre und Forschung kann ebenfalls bald mit zwei neuen Positionen aufwarten, eine dritte ist in Besetzung. Nicht unbedeutend ist zudem, dass die HfG Karlsruhe zum ersten Mal in ihrer Geschichte mehr Professorinnen als Professoren verpflichtet hat. Der hohe Prozentsatz an Professorinnen ist in der Landschaft der deutschen Kunsthochschulen bisher einmalig. Allgemein hoffen wir, bis Ende 2025 zu einer Vollbesetzung zu kommen.

INKA: Mit den neuen Profs wird sich ja sicherlich auch die Neuausrichtung der HfG verändern? Was soll sich alles ändern? Wohin geht die Reise?
HfG: Die neuen Lehrenden haben Verbindungen in alle Welt, das gilt nicht nur für Professuren. Wir werden sicher einige neue Kooperationen schließen und eine große Themenvielfalt erleben. Wichtig ist auch, dass die Berufungen bereits dem neuen Strukturplan folgen. Denn im digitalen Zeitalter braucht es neue Ordnungen, daher sind die Professuren nicht mehr nach Gattungen oder Medien sortiert, sondern nach Kategorien wie „Zeit“ oder „Hybridität“. Durch die internationale Neubesetzung und die neuaufgelegte Zusammenarbeit mit der Partnerinstitution ZKM ist es uns auch möglich, ein postgraduales Studium aufzubauen, das international vergleichbar ist und alternative Formate jenseits der wissenschaftlichen Promotion anbietet. Dazu gehört auch, sich mit anderen deutschen Hochschulen und Akademien auszutauschen, um ein neuartiges Postgraduiertenprogramm aufzusetzen. Die postgraduale Phase soll außerdem dazu dienen, die Verflechtung mit dem ZKM im Bereich Forschung zu systematisieren. Sie war seit den 90er Jahren geplant, wurde aber aus vielen Gründen nicht umgesetzt. Das gehen wir jetzt an.

INKA: Sie vertiefen die Zusammenarbeit mit dem ZKM? Sowohl mit Veranstaltungen als auch im Bereich Ph.D?
HfG: Die wissenschaftliche Forschung ist an der HfG etabliert, besonders in Form von historisch-theoretischen und archivbasierten Arbeiten. Auch das ZKM unterhält eine Reihe von eigenen und kooperativen Forschungsprojekten, künstlerischen Stipendien und Residencies und verfügt über umfangreiche künstlerische und archivarische Bestände. Diese Ressourcen könnten systematischer genutzt und ausgewertet und dadurch der Forschungscharakter mithilfe der HfG gestärkt werden. Hierzu sind inzwischen mehrere Seminarprojekte entstanden, die im Sommer auch in ein erstes Ausstellungsprojekt münden. HfG und ZKM wollen außerdem neue, hybride Formen der postgradualen Forschung konzipieren, die den universitären Ansprüchen nach Interdisziplinarität entgegenkommen und dabei in Ba-Wü eine Vorreiterrolle übernehmen. Eine internationale Gruppe von Ph.D-Kandidaten an Karlsruhe zu binden, würde das Renommee beider Institutionen und den Standort enorm stärken.

INKA: Klar ist die HfG in erster Linie eine Hochschule, aber teils ja auch ein Kulturplayer, der seinen Studenten damit einen wichtigen Praxisbezug bietet – und im Idealfall auch in die Stadt hineinwirkt. Im Dezember entfiel die Diplomausstellung der HfG. Wie sieht die Jahresplanung für 2024 aus?
HfG: In einer mittelgroßen Stadt wie Karlsruhe und im Verbund mit dem Hallenbau sind wir auch ein kultureller Player. Allerdings sind wir als Lehreinrichtung nicht auf ein Publikum ausgerichtet, sondern auf Studenten, unsere Arbeit hat daher Laborcharakter. Für die Stadtöffentlichkeit wird es trotzdem ein umfangreiches Angebot geben, wir freuen uns z.B. auf den neu aufgelegten „Literatursalon“, moderiert von Paolo Caffoni, auf die Beiträge zur Gesprächsreihe „Vom Nutzen der Kunst“, die wir gemeinsam mit dem ZKM in der Media Lounge abhalten, oder auf eine Ausstellung rund um ZKM-Archivmaterialien zum Thema „Utopien“, erarbeitet von HfG-Studenten und betreut von Gastprofessor Nick Aikens sowie Professorin Celine Condorelli. Im Juli steht der bekannte Jahresrundgang auf dem Programm und im Oktober ein Symposium zur Gründung der postgradualen Phase. Die nächste Diplomausstellung wird es dann im Februar 2025 geben; wir überlegen gerade, ob sie in einer der Ausstellungshallen des ZKM stattfinden kann.

INKA: Inzwischen kann man sich wieder für ein Studium an der HfG bewerben. Auch die Mappenberatung beginnt. Wie und wann geht’s los für das Wintersemester?
HfG: Das Wintersemester startet wieder am Abend des 14.10. mit einem Festprogramm, dann in noch größerer Besetzung!

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